Klinische Studien haben gezeigt, dass körperliche Aktivität messbar die Nebenwirkungen einer Chemo- oder antihormonellen Therapie reduzieren kann. Außerdem steigt die Leistungsfähigkeit und das Selbstbewusstsein wird gestärkt - was die Lebensqualität enorm verbessern kann. Doch nicht nur das: Sport, richtig angewandt, erhöht die Wahrscheinlichkeit für eine dauerhafte Heilung. Körperliche Aktivität hat damit direkte Einflüsse auf die Entstehung von Krebs, den Verlauf einer Krebserkrankung und das Rückfallrisiko.
Zwischen der Menge an Sport und der Anti-Krebs-Wirkung gibt es somit einen direkten Zusammenhang: Je mehr Bewegung, desto größer der Effekt. Dennoch ist auch Vorsicht vor Überlastung geboten, es gilt ein moderates, an die individuellen Möglichkeiten des Patienten angepasstes Trainingsprogramm zu entwerfen. Dieses Wissen ist leider derzeit noch nicht ausreichend in der Versorgungspraxis angekommen. Deshalb möchte die Stiftung zum einen diese Botschaft verstärkt in die Öffentlichkeit tragen, zum anderen aber auch entsprechende regionale Projekte auf den Weg bringen.
Es ist eine kleine Erfolgsstory für das Projekt, das Menschen mit einer Krebserkrankung fit für die Tumortherapie macht. Als am 23. August 2021 die ersten kostenfreien Kurse in Stralsund, Ribnitz-Damgarten und Bergen auf Rügen starteten, war die Anspannung groß. Das Projekt sollte nicht noch einmal von den Einschränkungen der Corona-Pandemie unterbrochen werden, wie beim ersten Versuch Anfang 2020. Mit viel Engagement der Trainerinnen und Trainer und den notwendigen Hygienemaßnahmen gelang es, dieses wichtige Sportangebot durchgehend aufrecht zu erhalten.
„Es macht unglaublich viel Spaß, besonders wenn man die positiven Effekte bei den Betroffenen sieht“, sagt Tim Schleginski, einer der Trainer in Stralsund. „Die Teilnehmer bestärken sich gegenseitig und geben sich kleinere und größere Ratschläge, um mit der Erkrankung besser umzugehen.“
Eine von ihnen ist die 77-jährige Roswitha Günther. Sie ist über einen Zeitungsartikel auf das Angebot aufmerksam geworden. Seit ihrer Krebserkrankung höre sie anders in sich hinein. „Ich spüre, dass Sport meinem Körper sehr gut tut und merke sofort, wenn ich mal nicht an den Kursen teilnehmen konnte“, sagt sie.
In Stralsund haben sich inzwischen zwei Gruppen etabliert mit je ein bis zwei Einheiten in der Woche, in Ribnitz- Damgarten eine weitere Gruppe. Lediglich in Bergen könnte das Angebot besser angenommen werden. Hier hoffen wir auf weitere Unterstützung von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, Gesundheitseinrichtungen, Selbsthilfegruppen u.v.m., um das Angebot noch bekannter zu machen. Insgesamt konnten schon 50 Betroffene für die Therapie fit gemacht werden.
„Ich bin sehr froh, dass es dieses Angebot gibt“, macht Renate Lemke deutlich. Die 78-Jährige suchte nach der Reha ein Sportangebot und ist nun schon seit drei Monaten dabei: „Die Erkrankung verändert das ganze Leben, aber es ist wichtig zu lernen, damit umzugehen. Auch wenn ich nicht alles mitmachen kann, hat mir die Sportgruppe schon sehr geholfen.“
Das Training verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz und setzt sich zusammen aus Kräftigung, Ausdauer und meditativen Inhalten. Dies sind unter anderem Walking, Übungen mit dem eigenen Körpergewicht, Gerätetraining, Theraband, Atemübungen, Tai-Chi, Qigong, Yoga, Autogenes Training u. ä. In diesem Jahr soll das bestehende Angebot gefestigt und bei Bedarf weiter ausgebaut werden. Ein großer Dank geht an unsere Partner und Unterstützer: Physiotherapeut:innen des Helios Hanseklinikum Stralsund und Trainer:innen des Sportstudios RügenFIT in Bergen. Zudem danken wir der Sparda-Bank für die finanzielle Unterstützung des Projektes.